Bernhard Peter
Kalender und Zeitrechnung:
Der Fixkalender des Moses Cotsworth

Name der Zeitrechnung: Fixkalender des Moses B. Cothsworth
Kalender-
Geschichte:
zuerst 1905, in verbesserter Form 1914 vorgeschlagen von Moses B. Cotsworth (geb. 1859 oder 1860 in Großbritannien, gest. 1943). Gründete 1923 die International Fixed Calendar League.
Theoretischer Entwurf. Fand keine Anhänger. Hat sich zu keiner Zeit und an keinem Ort wirklich durchsetzen können.
Zählung ab (Ereignis), Zählweise: wie im gregorianischen Kalender
Typ des Kalenders: Fixkalender, Sonnenkalender mit alternativer Einteilung ohne Bindung an die Mondphasen, 1 Jahr = 365 Tage. Beachtenswertestes Merkmal: Wochen und Monate sind in Phase!
Jahresbeginn am: 1. Januar

Wochenstruktur:

7-Tages-Woche

Namen der Wochentage:

1 = Sunday
2 = Monday
3 = Tuesday
4 = Wednesday
5 = Thursday
6 = Friday
7 = Saturday
Monate: Anzahl und Länge 13 Monate zu je 28 Tagen (13*28 = 364 Tage)
13 Monate zu je genau 4 Wochen (52*7 = 364 Tage)
Plus 1 Extratag (Sylvester, Jahrestag, "Year day") außerhalb der Zählung als Extension des Dezembers (in summa 365 Tage)

Monatsnamen: Die Monate wurden wie im angelsächsischen Raum gewohnt benannt. Der 13. Monat wurde zwischen Juni und Juli in der Jahresmitte eingefügt. Der Vorteil ist, daß dadurch die Monate, mit deren Namen man ja irgendwie bestimmte Jahreszeiten assoziiert, nicht zu weit von ihrem angestammten Platz verschoben werden. Der Nachteil ist die ungewöhnliche Lage eines 13. Monats mitten im Jahr. Der 13. Monat trägt den Namen Tricember oder Sol oder Solenoid.

1 = January
2 = February
3 = March
4 = April
5 = May
6 = June
13
= Tricember
7 = July
8 = August
9 = September
10 = October
11 = November
12 = December
+ 1 Sylvestertag außerhalb der Wochenstruktur.

Ausgleich, Schaltjahre, -Tage, Monate In Schaltjahren wird ein zweiter "Noname-Tag" an den Monat Juni gehängt, getrennt von dem in Nichtschaltjahren üblichen Nonametag Sylvester. Er wurde "Olympic" genannt. Wie Sylvester nimmt auch der Tag Olympic nicht an der Zählung der Wochentage teil. Das System der Schaltjahre folgt dem des Gregorianischen Kalenders.

D. h.: Jedes 4. Jahr ist ein Schaltjahr (die durch 4 teilbaren Jahre, 366 Tage)
jedes 100. Jahr ist KEIN Schaltjahr (365 Tage)
jedes 400. Jahr ist DOCH ein Schaltjahr (366 Tage)

Umrechnung in christliche Zeitrechnung identisch
Besonderheiten, Bemerkungen: 1.) Koppelung des Monats an die Wochenstruktur. Ein Monat sind genau 4 Wochen. Damit sind Wochen und Monate "in Phase". Mit diesem Ansatz steht dieser Kalender in der gleichen aufklärerischen Tradition wie der Positivisten-Kalender des Auguste Comte.

2.) Der Kalender sorgt für Ordnung im Jahr und logische Gliederung und hat gegenüber dem gregorianischen Kalender viele Vorteile:

  • Abschaffung der unterschiedlichen Monatslängen.
  • Jeder Tag eines Monats fällt immer wieder auf den selben Wochentag.
  • Der Monatserste ist immer ein Sonntag (Unterschied zu Auguste Comte).
  • Jeder Jahreserste ist ebenfalls immer ein Sonntag (Unterschied zu Auguste Comte).
  • Monate enden genau wie Wochen mit einem Montag (Unterschied zu Auguste Comte)
  • Die erste Kalenderwoche ist immer identisch mit der ersten Woche des Jahres, es kommt nicht mehr zu "gestückelten" Wochen am Jahresanfang und am Jahresende wie bei anderen Kalendern
  • Beim (z. B. betriebswirtschaftlichen) Vergleich von Zeiträumen sind die Daten immer vollkommen kommensurabel, weil trotz verschiedener Jahre stets genau die gleiche Anzahl Sonn- und Feiertage enthalten sind.
  • Man braucht nicht für jedes Jahr einen neuen Kalender, weil Monate und Wochentage immer gleichermaßen übereinstimmen.

3.) Weil das Jahr objektiv ist, erfordert es eine Anpassung, die aber die logische Ordnung der Tage nicht stören soll:

  • Die Extratage (Sylvester und ggf. Olympic) sind ohne Wochentagsnamen, sie nehmen nicht am System der Wochentage teil.

4.) Damit es nicht zu einem Versatz kommt, sollte der Kalender in einem Jahr eingeführt werden, wo Sonntag auf einen 1. Januar (Cotsworth) fällt.

5.) Der Kalender hat sich trotz erheblicher Bemühungen von Cotsworth nicht durchsetzen können. Am Ende starb er als ruinierter Mann. Problematisch waren insbesondere die Fakten, daß

  • es ein theoretischer Kalender war, dessen Fragestellungen keine breite Bevölkerungsschicht bewegte
  • das Problem der Monatslängen ungelöst blieb
  • die Wochentagszählung unterbrochen werden würde
  • die Zahl 13 für die Monate unhandlich und nicht in logische Untereinheiten (z. B. "Quartale", "Semester", "Trimester") zu teilen ist - eine Primzahl ist unglücklich gewählt.
  • es Probleme mit der Lage kirchlicher Feiertage gäbe

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004, 2005
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