Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 198
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Messingplatte für Johannes von Guttenberg

Dieser aus Messing gefertigte Grabplattenbeschlag, der heute die Wand eines Seitenschiffes im Würzburger Kiliansdom schmückt, erinnert an den im Dom begrabenen Kleriker Johannes von Guttenberg zu Pfaffenreuth (Ortsteil von Guttenberg im Landkreis Kulmbach). Er war Domkapitularherr in den drei Domstiften von Mainz (seit 1485), Würzburg (seit 1484) und Bamberg (seit 1500). In Würzburg war er Domdechant, Generalvikar und Erzpriester. Dazu war er noch Propst zu St. Alban und zu St. Victor in Mainz. Johannes von Guttenberg verstarb am 13.2.1538 im Alter von 84 Jahren. Die umlaufende Inschrift, von der auf der optisch rechten Seite ein großes Stück fehlt, lautet: "anno d(omi)ni m ccccc xxx viii (1538) die xiii F(ebruarii obiit reverendus pater ac dominus) johannes de gut(t)enberg decanus et sen(io)r maioris ecclesi(a)e herb(ipol)en(sis) cuius anima in chr(ist)i pace requiescat." Innerhalb dieses Rahmens steht das nur an der unteren Seite mit ersterem verbundene Standportrait des Klerikers mit einem Abendmahlskelch in der Linken, die Rechte mit zwei ausgestreckten Fingern segnend darüber erhoben, eine Haltung, die die meisten dieser Metalltafeln aufweisen. In den beiden oberen inneren Ecken ist der metallene Hintergrund als Zwickelfüller ausgezogen und jeweils mit einem Meerwesen geschmückt, optisch links ein behelmter und bärtiger Meermann, optisch rechts eine Meerfrau, beide einwärts gerichtet.

     

Die Eltern des Domherrn waren Hans von Guttenberg und Margaretha von Plassenberg. Die vier Wappen der Ahnenprobe, jeweils in einem beidseitig eingebauchten und oben konvex geformten Schild an den Ecken, stehen für die vier Großeltern des Domherrn. Heraldisch rechts oben steht der Schild für den Großvater väterlicherseits, Hans von Guttenberg (in Blau eine goldene Rose). Oben links steht der Schild für den Großvater mütterlicherseits, Heinrich von Plassenberg (in Rot eine silberne, eingebogene Spitze). Unten rechts wird die Großmutter väterlicherseits repräsentiert, Felicitas von Künsberg (in Blau eine silberne, eingebogene Spitze), und der letzte Schild, der unten links, steht für die Großmutter mütterlicherseits, Anna von Seckendorff (in Silber zwei rote, unten miteinander verbundene und zu einer Acht verschlungene Lindenzweige mit vier Blättern auf jeder Seite).

     

Ohne Tinkturen sehen die Wappen heraldisch links oben und heraldisch links unten genau gleich aus, aber heraldisch korrekt eingefärbt wäre ersteres rot-silbern, letzteres blau-silbern. Dennoch stehen die Familien in Zusammenhang, denn die von Plassenberg, die Ministerialen der Andechs-Meranier waren und ihren Sitz auf der Plassenburg über Kulmbach hatten, sind mit den von Künsberg wie auch mit den von Bayreuth und den von Weidenberg anscheinend stammesverwandt, und alle genannten Familien führen eine eingebogene Spitze im Wappen. Auch die von Guttenberg stehen in Zusammenhang mit einem sich nach der Plassenburg benennenden Geschlecht, das aber gleichwohl die Rose führt. Dazu werden zwei Theorien diskutiert. Die eine besagt, daß es zwei nicht stammesverwandte Familien auf der Plassenburg gab, eine mit der Spitze und eine mit der Rose, und daß sich daraus die anderen Familien ableiten. Die andere Theorie geht von einem zeitversetzten Auftreten auf der Plassenburg aus, zuerst die mit der Rose, dann abgelöst von einer die Spitze führenden Familie, welche sich als Dienstnachfolger ebenfalls nach der Burg benannte.

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Würzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 321-323.
von Guttenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Guttenberg_(Adelsgeschlecht)
von Künsberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Künsberg
von Seckendorff:
http://de.wikipedia.org/wiki/Seckendorff
von Plassenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Plassenberg
Genealogie der von Guttenberg, der von Plassenberg und der von Künsberg: Biedermann, Geschlechtsregister der Reichsfrei unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Gebürg
http://books.google.de/books?id=49JDAAAAcAAJ

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