Bernhard Peter
Historische heraldische Exlibris (1)

Exlibris
Nichts ist ärgerlicher als verliehene Bücher, die man nicht zurückerhält. Ein kleiner Hinweis auf dem Vorsatzblatt ist da hilfreich, das Buch als Eigentum zu markieren und den säumigen Entleiher bei jedem Aufschlagen daran zu erinnern, daß die Geduld des rechtmäßigen Eigentümers vom Entleiher nicht durch übermäßig langes Besitzen überspannt werden sollte. Im Grunde genügt ein einfacher Namenszug, doch das hat weder Stil noch lädt es zum Verweilen des Auges ein. So hat sich eine eigene Kleinkunst entwickelt, die Kunst der Exlibris, der Besitzkennzeichen in Büchern, die zum Teil wahre Meisterwerke der Kupferstecher wurden. Vielfältige Techniken sind vertreten, Tiefdruckverfahren (Stahlstich, Kupferstich, Radierung, Aquatinta, Heliogravur etc.), Hochdruckverfahren (Linolschnitt, Holzschnitt, radierte Metallplatten im Hochdruck, Klischee etc.) sowie Flachstich (Zinkflachdruck, Lithographie etc.). Exlibris waren unter Büchersammlern eine gerne gepflegte Kultur der Besitzsymbolik, Büchersammler wurden Mäzene der Kupferstecher, eigene Exlibris-Gesellschaften widmeten und widmen sich dieser Kultur der Eignerzeichen. Und heute sind Exlibris ein eigenständiges Sammelgebiet. Insbesondere sind die früheren Exlibris häufig heraldische Darstellungen, bei denen das Familienwappen durch Nennung des Besitzers personalisiert wurde, denn ein Exlibris ist ein nahezu ideales Medium, sein Familienwappen dezent und doch in erlesener Darstellung zu führen und die Kultur der Heraldik mit der des Buches zu verbinden. Eine Hochblüte hat das Exlibris im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh, einer Zeit, aus der uns ein außerordentlich umfangreiches grafisches Erbe überkommen ist. Die Zahl der Exlibris aus diesem Zeitraum ist schier unübersehbar und korreliert mit der Blüte der Buchkultur.

Namhafte Exlibris-Künstler

  • Adolf M. Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918)
  • Otto Hupp (21.5.1859-31.1.1949)
  • Ernst Krahl (26.10.1858-22.11.1926)
  • Karl Ernst Krahl (20.12.1896-20.9.1957)
  • Carl Roschet (1867/1868-25.1.1925)
  • Jean Kauffmann (27.11.1866-24.3.1924)
  • Christian Bühler (29.12.1825-3.2.1898)
  • Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939)
  • Alexander von Dachenhausen (5.9.1848-3.11.1916)
  • Clemens Kissel (3.5.1849 - 25.12.1911)
  • Paul Voigt (5.6.1859-16.9.1924)
  • Richard Sturtzkopf (8.4.1873-19..)
  • Oskar Roick (28.3.1870-11.12.1926)
  • Hugo Roick (6.2.1873-16.4.1945)
  • Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939)
  • Alexander Liebmann (geb. 31.10.1871, gest. 1938)
  • Adolf Sulzberger (1865-1943)
  • Adolf Methfessel (1836-1909)
  • H. Guggenbichler
  • Carl Leonhard Becker (5.5.1843-6.1.1917)
  • Rudolf Klement (28.11.1895-29.4.1985)
  • Armin Frhr. von Fölkersam (4.4.1861-20.12.1917)
  • Emil Doepler d. J. (29.10.1855-21.12.1922)
  • Bodo von Bose (24.9.1873-17.1.1915)
  • Hans Freiherr von Imhoff (6.5.1874-1953)
  • Emil Gerster (6.8.1876 - 22.6.1937)
  • Rudolf Münger (10.11.1862-17.9.1929)
  • Gustav Adolf Closs (6.5.1864-3.9.1938)
  • Friedrich (Fritz) Junginger (12.9.1860-14.5.1932)
  • Georg Möller (25.8.1871-1945)
  • Josel Leibl
  • Martin Kortmann (21.9.1874-14.8.1945)
  • Albert Brager (27.5.1854-7.2.1929)
  • Heinrich Hinzmann (28.12.1860-1.3.1926)
  • Roderich von Haken (8.9.1867-1929)
  • Carl Wenzel (15.6.1869-25.5.1949)
  • Heinrich Schimpke (tätig um 1886-1914)
  • Emil Werz (16.3.1885-29.7.1957)
  • Walter Wilfried Sturtzkopf (10.5.1871-5.10.1898)
  • Oskar Schwindrazheim (16.4.1865-22.4.1952)
  • Hugo Gerard Ströhl (24.9.1851-7.12.1919)
  • Maria Viktoria von Attems (8.12.1899-25.6.1983)
  • Robert Louis (1902-1965)
  • Charles William Sherborn (14.6.1831-10.2.1912)
  • John Augustus Charles Harrison (5.8.1872-1955)
  • George William Eve (1855-1914)
  • Henry John Fanshawe Badeley (27.6.1874-27.9.1951)
  • Fernand James Junod (1872-1953)
  • John William Jameson (1882-1939)
  • etc.

Exlibris von Adolf M. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris für August F. Ammann, ein Druck von Prof. Adolf M. Hildebrandt (1844-1918) aus dem Jahre 1906, rechts unten datiert und signiert. Das Wappen (in Silber ein mit drei balkenweise gelegten, goldenen, sechsstrahligen Sternen belegter roter Schildhauptpfahl, Helmzier ein wachsender Rumpf ohne Arme mit goldenem Haar, dessen Kleid wie der Schild bez. ist) mit opulenten Helmdecken wird bogenförmig umgeben von Weinreben. In den unteren beiden Ecken befinden sich zwei weitere Wappenschilde, her. rechts mit einem schwebenden griechischen Kreuz (Schweiz), heraldisch links schräggeteilt (Stadt Zürich). Die Familie Ammann aus Zürich ist verzeichnet im Siebmacher Band Bg3, S. 57, T. 61. Uli Ammann wurde 1386 in Zürich als Bürger angenommen. Ludwig Ammann war 1483 Stadtschreiber. Für dieses Blatt gibt es eine Bearbeitung von Carl Leonhard Becker als Radierung (siehe Exlibris (48)).

 

Detailausschnitt:

Exlibris von Adolf M. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris für Graf Karl Emich zu Leiningen-Westerburg, "des ehem. heiligen römischen Reiches Semperfrei", betitelt "Hausarchiv", eine Lithographie von Prof. Adolf M. Hildebrandt (1844-1918) aus dem Jahre 1893, links unten datiert und rechts unten signiert (Gutenberg 25.657). Das Wappen ist als Vollwappen mit Wappenzelt und Grafenkrone dargestellt. Das Wappen ist geviert mit Herzschild:

 

Dazu gehören drei gekrönte Helme:

Schildhalter zwei ungekrönte goldene Löwen. Wappenzelt mit Krone, Hintergrund mit Westerburger Kreuzchen bestreut.

Die Grafen von Leiningen-Westerburg sind eigentlich vom Stamm her Herren von Westerburg. Diese wiederum sind eine aus der Stammburg im 13. Jh. verdrängte Linie der Herren von Runkel, von denen Siegfried III. von Runkel durch Heirat einer Gräfin von Leiningen die Herrschaft Westerburg und die Vogtei Gemünden erhielt. Diese Linie nannte sich nun nach ihrer neuen Burg im Westerwald erst zusätzlich, dann allein Herren von Westerburg, denn Ende des 13. Jh. trennten sich die Linien zu Runkel und zu Westerburg endgültig voneinander.

Bei den Grafen von Leiningen müssen wir die älteren Grafen und die neueren unterscheiden. Die Alt-Leininger waren seit dem Ende des 11. Jh. nachweisbare fränkische Grafen, die im Wormsgau und im Nahegau ihre Güter hatten. Sie starben um 1220 mit dem in der Manessischen Liederhandschrift abgebildeten Minnesänger Friedrich (Emich) Graf v. Leiningen aus. Danach übernahmen Abkömmlinge der Grafen von Saarbrücken deren Rolle als jüngere Grafen von Leiningen, weil die Schwester und Erbin des genannten Minnesängers, Liutgarde (Lukardis) v. Leiningen (-1239), Simon II. Graf v. Saarbrücken geheiratet hatte. Ihre Kinder sind Simon III. Graf v. Saarbrücken und Friedrich I. Graf v. Leiningen (-1237), Begründer der neuen Grafenlinie zu Leiningen. Diese Linie nahm Namen und Wappen der Leininger an und bekam aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg, und zu Beginn des 13. Jh. erbte man noch die Reichsgrafschaft Dagsburg, ein Lehen des Bischofs von Straßburg. Das Haus Leiningen teilte sich nun in eine ältere Linie Leiningen-Dagsburg und eine jüngere Linie Leiningen-Hardenburg.

Durch Erbheirat kamen die Westerburger im 15. Jh. an Namen und Wappen der Leininger. Reinhard III. von Westerburg (-22.12.1449) war seit 1422 mit Margarethe verheiratet, der Schwester des letzten Grafen Hesso von Leiningen-Dagsburg (-8.3.1467), über welche die Familie den größten Teil des Territoriums der ausgestorbenen Leininger Grafen der älteren Dagsburger Linie erhielt, und danach kombinierte Enkel Reinhard IV. Namen und Wappen und wurde Reinhard I. Graf von Leiningen-Westerburg. Diese Grafen gliederten sich wiederum in die Zweige Leiningen-Leiningen (in seinen drei Unterzweigen erloschen 1635, 1665 und 1705), Leiningen-Westerburg (erloschen 1597) und Leiningen-Schaumburg, welche sich 1695/1705 in Leiningen-Westerburg-Altleiningen (im Mannesstamm erloschen 1929 mit Gustav Friedrich Oskar, gänzlich 1974) und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (erloschen 1956) teilte. Zu der letztgenannten Linie gehört der Eigner des hier vorgestellten Exlibris.

Dagsburg selbst fiel 1467 an die Linie Leiningen-Hardenburg, die 1466 die lothringische Herrschaft Aspremont erworben hatte, und die sich jetzt Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (oder -Hardenberg) nannte. Diese teilte sich 1560 in die 1779 gefürstete Linie Leiningen-Hardenburg-Dagsburg mit heutigem Sitz in Amorbach und die im Grafenstand gebliebene Linie Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, deren unterschiedliche Zweige 1706, 1766, 1774, 1910 und schließlich 1925 mit Emich Karl Friedrich Wilhelm August Graf zu Leiningen Herr zu Billigheim (24.4.1839 -31.3.1925) als Letztem der ganzen Linie erloschen.

Es gab also parallel zwei Familien mit dem Namen Leiningen, wobei die einen von der Abstammung im Mannesstamm her Herren von Westerburg und ursprünglich von Runkel waren, die anderen ursprünglich Grafen von Saarbrücken.

Interessant ist hier das Auftreten des Namens Gyldenløve-Danneskiold-Laurvig als Wappenkomponente, die eine Abwandlung des norwegischen Löwen darstellt. Es handelt sich hier nicht um das norwegische Adelsgeschlecht Gyldenløve. Gyldenløve (goldener Löwe) war vielmehr ein Name, den außereheliche Kinder bestimmter dänischer Könige erhielten. Deren Nachkommen bekamen wiederum den Namen Danneskiold. Der bekannte General Ulrik Frederik Gyldenløve Graf v. Danneskiold-Laurvig (4.6.1638-17.4.1704), unehelicher Sohn von Frederik III von Dänemark-Norwegen und Margarethe Pape Baronesse Löwendahl (-1683), hatte 1677 in dritter Ehe Gräfin Antoinette Auguste von Aldenburg-Knyphausen geheiratet. Margaretha Christiana Augusta, die in das Haus Leiningen-Westerburg einheiratete, war ihrer beider Tochter. Hinter der dänischen Bezeichnung Laurvig verbirgt sich übrigens das norwegische Larvik.

Wie eng verzahnt die beiden Familien Leiningen und Westerburg sind, zeigt auch die Komponente Schaumburg. Hierbei handelt es sich um eine Burg und Herrschaft in der Nähe von Limburg an der Lahn, südlich von Balduinstein. Sie war im 12. Jh. im Besitz der alten Grafen von Leiningen. Als diese um 1220 erloschen, wurde Schaumburg zwischen Nassau bzw. Virneburg, Diez bzw. Weilnau und Isenburg bzw. Limburg in drei Teile aufgeteilt. Der letztgenannte Teil kam über Kurköln, wo zufällig Siegfried von Westerburg auf dem Bischofsstuhl saß, an das Haus Westerburg, welches nach und nach die anderen Teile dazu erwarb und hier eine Unterlinie aufbaute, aber 1656 Schaumburg wieder verkaufte. Der goldene Herzschild mit dem blauen durchgehenden Kreuz wird für die Herrschaft Schaumburg geführt. Entsprechend wird zu blau-goldenen Decken ein Pfauenstoß als Kleinod verwendet, bisweilen zwischen einem Paar blau-goldener Büffelhörner. Der alte Siebmacher gibt keinen Herzschild an, aber die Helmzier, und deshalb tingiert er die Decken falsch rot-golden, was sich in der Literatur fortpflanzt. Diese Komponente Schaumburg taucht nur bei den Grafen von Leiningen-Westerburg auf und darf nicht mit dem ebenfalls als Herzschild auftretenden silbernen Kreuz auf rotem Feld der Grafen von Leiningen-Dagsburg etc. für Aspremont verwechselt werden.

Exlibris von Adolf M. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris für Karl Nicolai, eine Graphik von Prof. Adolf M. Hildebrandt (1844-1918) aus dem Jahre 1900, undatiert, rechts unten signiert (Gutenberg 25.669). Das Vollwappen wird auf einer schwarzen Kartusche innerhalb floraler Rahmung dargestellt. Das Wappen der Berliner Familie Nicolai ist geviert und zeigt in den Feldern 1 und 4 in Silber einen roten Zinnenturm, in den Feldern 2 und 3 in Grün 4 (2:2) goldene Kreuzchen. Auf dem Helm ein goldener Stern zwischen einem roten Flug. Helmdecken rot-silbern. Ein Karl Nicolai war 1905 in Berlin Hauptmann und Mitglied der Artillerie-Prüfungskommission. Siebmacher Band Bg7, S.: 89, T.: 92.

Exlibris von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris für Carl G. Kryspin, eine Druckgraphik (Klischee) von Ernst Krahl (1858-1926) aus dem Jahre 1894, das Adlerwappen asymmetrisch in eine Rahmung mit zahlreichen Jagd-Attributen gesetzt (Gutenberg 29.690). Das Wappen zeigt in golden-blau geteiltem Schild einen Adler in verwechselten Farben, Helmzier ein Paar Büffelhörner.

Detailausschnitte:

Exlibris von Carl Roschet:
Ein heraldisches Exlibris für A. Schwarz, eine Druckgraphik (Klischee) von Carl Roschet (1868-1925) ca. um 1920, unten mit den Buchstaben "C" und "R" signiert, mit dem Spruchband: "Soll der nyder (Neider) zerplazzen, begib dich diner frazzen". Das Wappen zeigt in Silber drei (2:1) mit roten Blumenkränzen bekränzte Mohrenköpfe mit roten Lippen im Profil, Helmzier ein wachsender Mohrenrumpf in schwarzer, mit einem silbernen Schräglinksbalken belegter Kleidung mit farbverwechselten Knöpfen und silbernem Kragen, im Haar einen Kranz aus roten Blumen. Helmdecken schwarz-silbern. Das Wappen ist ein redendes, die Mohren stehen bildlich für den Namen "Schwarz".

Exlibris von Carl Roschet:
Ein heraldisches Exlibris für K. E. Reinle, eine Graphik von Carl Roschet (1868-1925), signiert über dem "R" von Reinle, ein "R" in einem "C". Das Wappen zeigt über einem Dreiberg eine gesichtete, strahlende Sonne. Auf dem Helm ein sitzendes Eichhörnchen mit einer Nuß in den Vorderpfötchen.

 

Detailvergrößerungen

Exlibris von Adolf M. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris für Albert Graf von Schlippenbach, eine Graphik von Prof. Adolf M. Hildebrandt (1844-1918) aus dem Jahre 1895, unten datiert, über dem "f" von "Graf" signiert (91 x 69 mm, Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 35; Thieme-Becker 17; Gutenberg 25.681; Leiningen-Westerburg 94). Das Wappen zeigt hier in Schwarz eine pfahlweise gestellte, silberne Kette aus 2 halben und 3 ganzen Ringen. Von dem Schlippenbach-Wappen sind im Siebmacher noch andere Versionen verzeichnet: Von Schwarz über Silber schrägrechts geteilt, darin entlang der Teilungslinie 2 halbe und 3 ganze Ringe verwechselter Tinktur; von Schwarz über Silber schräglinks geteilt, darin pfahlweise gestellt, 2 halbe und 3 ganze goldene (sic) Ringe; von Silber und Schwarz gespalten mit einer Kette von drei ganzen und zwei halben runden Gliedern in verwechselten Farben etc., was sich insbesondere in vermehrten Wappen als Variante wiederfindet. Helmzier hier eine silberne Kette wie im Schild zwischen einem rechts silbernen, links schwarzen Flug. Helmdecken schwarz-silbern. Im Westfälischen Wappenbuch ist das Wappen exakt wie hier tingiert, nur die Kette ist anders geformt.

 

Exlibris von Jean Kauffmann:
Ein heraldisches Exlibris mit Allianzwappen von Schwedler und von Waldthausen, eine Radierung von Jean Kauffmann (1866-1924) aus Luzern, "Luzern 12", zusätzlich oben im Inschriftenband datiert auf 1912. Das Wappen der von Schwedler zeigt in Blau einen schrägrechten schmalen goldenen Balken, darüber einen goldenen Stern und darunter einen silbernen Schwan auf silbernen Wellen. Hier ist der Schild komplett gewendet. Helmzier ein goldener Stern zwischen einem Paar blauer Büffelhörner. Helmdecken blau-golden. Vgl. Siebmacher Band AnhA, S. 56, T. 32 und Pr, S. 372, T. 421. Das Wappen der von Waldthausen zeigt einen gespaltenen Schild, vorne eine Burg zwischen zwei Tannen, überhöht von drei Sternen balkenweise, hinten ein Löwe, der eine Tanne ausreißt. Auf dem Helm zwischen zwei Büffelhörnern ein aus der Helmkrone wachsender wilder Mann, ein mit der Rechten an den Mund geführtes Horn blasend, eine ausgerissene, schräg über die Schultern gelegte Tanne mit der linken Hand greifend, die Mündungen der Büffelhörner mit Tannenreisern besteckt. Hier wird der Name sehr redend umgesetzt mit der vielfältigen Waldsymbolik. Das Wappen weist allenfalls nur gewisse Anklänge an das im Siebmacher gegebene Wappen Walthausen auf (Han, S. 35, T. 36; PrE, S. 179, T. 155). Die richtigen Tinkturen finden sich im Genealogischen Handbuch des Adels: Gespalten, rechts in Gold auf grünem Dreiberg ein gezinntes rotes Haus mit drei spitzen Türmen, von denen der mittlere höher ist, jede Turmspitze mit einem blauen Knopf besetzt, und mit rundem Tor, beseitet von zwei natürlichen Tannen und überhöht von drei balkenweise gestellten blauen Sternen, links in Blau auf grünem Dreiberg ein goldener Löwe, in den Pranken eine natürliche Tanne haltend, auf dem Helm mit rechts rot-goldenen und links blau-goldenen Decken ein wachsender, um Stirn und Lenden laubbekränzter wilder Mann, mit der Rechten ein goldenes Horn zum Blasen ansetzend, mit der Linken einen entwurzelten natürlichen Baum haltend, zwischen zwei an den Mündungen mit Tannenreisern besteckten Büffelhörnern, das rechte rot-golden, das linke golden-blau geteilt.

Bei dieser Familie handelt es sich um Essener Industrieadel, der ursprünglich aus dem Raum Hameln kam und dort zum Stadtpatriziat gehörte. Wollhandel, Kohle und Stahl sowie Bankgeschäfte machten die in der Entwicklung des Wirtschaftslebens im rheinisch-westfälischen Industriegebiet engagierte Familie so wohlhabend, daß sie zu Beginn des 20. Jh., zu den reichsten Familien des Deutschen Kaiserreichs gehörten. Die Familie erfuhr 1556 und 1569 Erhebungen in den Adelsstand. Andere Teile der Familie erlangten am 6.1.1887 und 1904 preußische Adelsbestätigungen. Eine bauplastische Darstellung dieses Wappens befindet sich am Teehaus des Schlosses Bassenheim, weitere an den Gersfelder Schlössern und am Schloß Waldthausen.

 

Auszug aus der Genealogie der in Bassenheim und Gersfeld ansässigen Familie von Waldthausen, unter Hervorhebung der Exlibriseigner:

Exlibris von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris für den Abt von Melk, Amando, Amandus John, "ex libris bibliothecae mellicensis", aus der Stiftsbibliothek Melk, eine Graphik von Ernst Krahl (1858-1926). Über dem Abtswappen in runder Vignette eine Ansicht des Klosters Melk auf dem Felsen über der Donau (Gutenberg 29.642). Unten rechts signiert "E. Krahl". Das Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: In Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt. Feld 2: Ein schwebendes goldenes Tatzenkreuz in Blau. Feld 3: Ein goldenes Zahnrad in Blau. Herzschild: zwei in Form eines Andreaskreuzes schragenweise übereinandergelegte goldene Schlüssel mit gemeinsamem Griff, Stiftswappen Melk. Dieses Stiftswappen kommt erstmalig in den Siegeln des Abtes Ottokar von Streitwiesen 1324-1329 vor. Es bezieht sich auf die Petrusschlüssel. Die Farben haben sich gewandelt: Erst waren die Schlüssel silbern in Schwarz, seit etwa 1650 bis zu Abt Ulrich Hauer (1763-1785) golden in Rot oder in Blau, dann durchgängig golden in Blau. Die halben Adler am Spalt kamen unter Abt Berthold von Dietmayer (1700-1739) erstmalig in das Klosterwappen und bleiben seitdem dort als Felder enthalten. Amandus John wurde am 5.11.1867 in Kreibitz (Böhmen) geboren, trat 1887 in das Stift Melk ein, erfuhr 1892 die Priesterweihe, war 1892-1909 in verschiedenen Pfarreien als Seelsorger tätig, ehe er 1909 Abt des Klosters wurde. Er starb am 5.7.1942. Er steht für eine Phase des Umbruchs in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen, Modernisierung, Gründung des Juvenats. Auf dem gekrönten Helm ein schwarzer Adler, hinter dem Schild schräggekreuzt Inful und Abtsstab.

 

Detailausschnitte:

Exlibris von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris für Georg Baumgartner (Georg III, Propst 1913-1927, gest. 1927), Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Herzogenburg (Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 127; Thieme-Becker 21; Gutenberg 29.648), eine Graphik von Ernst Krahl (1858-1926) von 1917. Über dem Abtswappen ein Galero mit 2x 6 (1:2:3) Fiocchi, die Schnüre in exquisite Schlingen gelegt. Unten rechts signiert "E. Krahl". Es handelt sich um das österreichische Stift Herzogenburg. Das Wappen ist halbgeteilt und gespalten. Feld 1: in Silber ein schwebendes breitendiges, rotes Kreuz (Tatzenkreuz, für den Hl. Georg). Feld 2: in Blau der Hl. Georg. Feld 3: Gespalten, vorne ein Korb, oben von zwei schwebenden silbernen griechischen Kreuzen begleitet (nach Siebmacher in Rot ein Blumenkorb für die Propstei Tirnstein, vgl. Siebmacher Band Klö, S. 51, T. 73), hinten in Rot zwei schräggekreuzte silberne Äste (lt. Siebmacher Band Klö, S.51, T. 73 Menschenknochen für die Propstei St. Andrä). Helmzier ein beiderseits mit einem Tatzenkreuz belegter Flug.

 

Exlibris von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris für die Heraldische Gesellschaft Adler zu Wien, eine Graphik von Ernst Krahl (1858-1926). Unten rechts signiert "E. Krahl"  (Gutenberg 29.637). Das Wappen zeigt in Gold einen schwarzen Doppeladler. Helmzier auf gekröntem Helm ein natürlicher Pfauenstoß. Helmdecken schwarz-golden.

 

Literatur, Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595 Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt: Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-109-6
Waldthausen: ein herzliches Dankeschön an Frhr. v. Recum und an Herrn Rolf Zobel für wertvolle Hinweise
Waldthausen: GHdA (1569, 1887, 1890, 1900, 1901, 1902, 1903, 1904, 1906, 1908, 1909, 1918)
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9;
Genealogien Leiningen-Westerburg:
http://genealogy.euweb.cz/runkel/runkel2.html,
GenealogienLeiningen-Westerburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_des_Hauses_Runkel
GenealogienLeiningen-Westerburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_des_Hauses_Leiningen-Westerburg
Leiningen und Westerburg: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 365-369, S. 779
Leiningen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leiningen-Westerburg,
Leiningen:
http://www.deutsche-biographie.de/xsfz50010.html
Herrschaft Westerburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Westerburg
Gyldenløve-Danneskiold-Laurvig:
http://da.wikipedia.org/wiki/Danneskiold
Laurvig:
http://finnholbek.dk/genealogy/showmedia.php?mediaID=1619
Schloß Westerburg:
http://www.schlosswesterburg.de/
Leiningen-Westerburg: Siebmachers Wappenbücher Band Gf, Seite: 20-24, Tafel: 39-52 etc.
Johann Georg Lehmann, Geschichte und Genealogie der Dynasten von Westerburg aus Urkunden und anderen archivalischen Quellen, Verlag Roth, Wiesbaden 1866,
http://books.google.de/books?id=0JVAAAAAcAAJ
Familie von Waldthausen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldthausen
Stammbaum der von Waldthausen:
https://www.wellhausen.com/ahnen/sb/von_walthausen.shtml

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