Bernhard Peter
Korrekte und gute Blasonierung

Was ist eine Blasonierung?
Eine Blasonierung definiert ein Wappen mit Worten. Ein Wappen wird durch die Blasonierung bindend beschrieben. Der Aufriß (das Wappenbild) ist dagegen eine graphische Umsetzung des Blasonierung (des Blasons). Je nach aufreißendem Künstler kann eine graphische Darstellung unterschiedlich hinsichtlich der Interpretation und Umsetzung des Textes ausfallen, es kann also viele Zeichnungen geben, die alle einen einzigen Blason repräsentieren. Wichtig für deren Richtigkeit ist, daß alle Vorgaben, die der Blason enthält, erfüllt werden. Was nicht mit hinreichender Präzision definiert ist, darf vom Künstler im Rahmen der heraldischen Gepflogenheiten mit künstlerischer Freiheit dargestellt werden. Im Zweifelsfalle ist die Blasonierung wie eingetragen entscheidend. Ein Blason wird auch nicht nachträglich angepaßt, um der künstlerischen Interpretation beim Aufriß Rechnung zu tragen. Entscheidend ist die verbale Festlegung eines Wappens in der Fachsprache, nur diese ist maßgeblich für seine Gestaltung.

Im Bereich der kommunalen Heraldik wird leider fälschlicherweise ein Eindruck vermittelt, daß eine bestimmte Zeichnung, eine ganz bestimmte Festlegung auf Form und Farbe in Form eines amtlichen Musters verbindlich sei. Das ist leider gängige Praxis, entspricht aber nicht heraldischen Gepflogenheiten: Allein die Blasonierung ist verbindlich, und jeder Aufriß, jede Zeichnung, die die Vorgaben der Blasonierung korrekt erfüllt, ist damit korrekt. Jeder Aufriß eines bestimmten Stadt- oder Gemeindewappens ist damit als korrekt anzusehen, egal welche genauen Formen er hat, solange er in Übereinstimmung mit der Blasonierung steht. Amtliche Festlegungen auf ganz bestimmte zeichnerische Muster sind nicht im Einklang mit dem heraldischen Prinzip, dem tatsächlichen Aufriß gemäß dem allgemeinen Stilwandel Raum zu gewähren. Aus heraldischer Sicht sind solche Festlegungen als unzulässig anzusehen.

Die Kunst der Wappenbeschreibung nach bestimmten Konventionen, die auch die Schaffung ebendieser Konventionen beeinhaltet, entwickelte sich zuerst im 14. Jh. in Frankreich, deshalb ist der Begriff auch französischen Ursprungs: Aus der "manière de blason" wurde die Blasonierung, im Französischen heißt es heute noch "le blason" für ein Wappen, und es gibt auch eine hübsche Redensart, "redorer son blason", was soviel bedeutet wie "sein Image aufpolieren" oder auch "reich heiraten". Die Blasonierungsregeln sind "les règles du blason", die Blasonierung "le blasonnement".

Die Blasonierung unterliegt Konventionen, läßt aber auch Spielraum in ihrer Weise, sie zu formulieren. Entscheidend ist, daß ein graphischer Aufriß in korrekter Weise allein nach dem Text möglich ist. Diesen zu formulieren, gibt es im Deutschen innerhalb gängiger Konventionen häufig mehrere Möglichkeiten, die alle korrekt sind. Im Englischen und Französischen ist die Blasonierungssprache dagegen weitaus formalisierter. Blasonierung ist keine Geheimsprache, sondern Fachsprache. Wichtig sind bei der Formulierung des Textes Präzision, Reduktion, Vollständigkeit, Verständlichkeit, Lesbarkeit und Kürze.

Historische und zeitgemäße Blasonierungen
Traditionell entsprachen die Blasonierung des Mittelalters und der frühen Renaissance den obigen Anforderungen. Sie waren kurz, präzise und meistens eindeutig. Und was nicht festgelegt war, unterlag der künstlerischen Freiheit, sofern keine neuen Eigenschaften geschaffen wurden, die eine zusätzliche Blasonierung erfordert hätten. Im Laufe der Zeit und insbesondere mit der Papier-, Hof- und Kanzleiheraldik kamen immer komplexere, geschraubtere und unverständlichere Ausdrücke in Gebrauch. Zum einen trug man der durch die Vielzahl der Wappen nötig gewordenen weitergehenden Differenzierung Rechnung, zum andern scheint es, als habe sich die Kanzleiheraldik und ihre Sprache vollkommen in Gestaltung und Beschreibung von der klaren, einfachen Heraldik der Blütezeit entfernt, so geschraubt sind teilweise die Formulierungen, so gemäldehaft werden Wappenbilder beschrieben, so einfallsreich war man im Erfinden redundanter Deskriptoren. Heute sehen wir das als Produkt jener Zeit, ein hochinteressanter Widerhall der veränderten Rezeption von Heraldik in der jeweiligen Gesellschaft. Heute jedoch bemühen wir uns um Anbindung unserer heraldischen Bemühungen an die Blütezeit, wir wollen das eigentliche Wesen der Heraldik, die klare, zeichenhafte, klar und präzise definierte Signaleigenschaft hervorheben und uns von dem Schwulst des 19. Jh. befreien. Wie für die Gestaltung, so gilt das auch für die Ansprache: Heute sehen wir viele der älteren Blasonierungen aus dem 19. Jh. als übertrieben und geschraubt an voller redundanter Ausdrücke und doch nicht präzise genug. Heute fordern wir klare und präzise Blasons, nach denen ein Heraldiker ohne Kenntnis einer Abbildung das Wappen korrekt aufreißen kann, ohne sich zu fragen "Wie meint er das?" oder "Wie soll ich das jetzt machen, da Angaben fehlen?"

Begriffe:

Musterblasonierung 1: Ein Beispiel vorneweg!
"Im Lilienschnitt 2:1 rot-golden geteilt, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, goldenbewehrter und rotgezungter roter Greif."

"Im Lilienschnitt 2:1 rot-golden geteilt, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, goldenbewehrter und rotgezungter roter Greif." - Dieser kurze Text genügt dem Heraldiker, das Wappen korrekt zu zeichnen, ohne das obige Bild zu sehen! Wie er die Helmdecke oder den Greifen darstellt, ist seinem Geschmack und dem Stil seiner Zeit überlassen. Was alles in einem einzigen Wort steckt, zeigt das Beispiel "Greif": Die Botschaft "Greif" sagt dem Zeichner, daß er die Helmzier im Profil darstellen sollte, das wiederum bedingt einen Helm im Profil, das wiederum sieht nur gut aus bei einem geneigten Schild, das wiederum bedingt asymmetrische Helmdecken. Die unterscheidenden und relevanten Details sind in den wenigen, prägnanten Worten festgelegt - das ist eine Blasonierung.

  1. Farben und Aufteilung der Schildteilung: Im Lilienschnitt rot-golden geteilt
  2. Präzisierung der Anzahl und der Anordnung: 2:1
  3. Helmart: Stechhelm ist eigentlich selbstverständlich, wenn nichts anderes erwähnt wird, man kann "Stechhelm" oder "Helm" schreiben oder auch die Erwähnung weglassen und gleich die "Helmzier" blasonieren
  4. Verbindung Helm-Helmzier (kann, muß nicht): wachsend
  5. Farbe, Form und Anordnung der Helmzier: ein roter Greif
  6. Präzisierung der Bewehrung: golden bewehrt und rot gezungt
  7. Farben der Helmdecken: rot-golden, die erstgenannte Farbe ist immer außen, die zweite Farbe innen

Um die Flexibilität innerhalb des Notwendigen zu illustrieren, hier mehrere Varianten der Blasonierung, die alle korrekt sind:

  1. "Im Lilienschnitt 2:1 rot-golden geteilt, auf dem Stechhelm ein wachsender roter Greif, golden bewehrt und rot gezungt. Helmdecken rot-golden."
  2. "Im Lilienschnitt 2:1 von Rot und Gold geteilt, auf dem Helm ein wachsender roter Greif, golden bewehrt und rot gezungt. Helmdecken rot-golden."
  3. "Von Rot und Gold im Lilienschnitt 2:1 geteilt, Helmzier ein wachsender, goldenbewehrter und rotgezungter roter Greif, Helmdecken rot-golden."
  4. "Im Glevenschnitt 2:1 von Rot und Gold geteilt, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, goldenbewehrter und rotgezungter roter Greif."
  5. "Im Lilienschnitt 2:1 rot-golden geteilt, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, goldenbewehrter und rotgezungter roter Greif."
  6. "Geteilt von Rot über Gold, die Teilungslinie nach oben in zwei und nach unten in eine Lilie ausgezogen, Helmzier ein wachsender roter Greif mit goldener Bewehrung und roter Zunge zu rot-goldenen Helmdecken."

Alle sind korrekt. Die beste Blasonierung jedoch ist die kürzeste, eindeutigste, präziseste. Und das wäre die fünfte.

Grundregeln der Blasonierung:

Reihenfolge der Ansprache:

  1. Schild
  2. Oberwappen (Helm, Helmzier, Helmdecke)
  3. Nebenteile (Rang- und Würdezeichen, Orden, Prachtstücke, Schildhalter, Wappenmäntel, Wappenzelte, Bilddevisen, Wortdevisen)

Regeln für den Schild:

Zur Veranschaulichung stelle man sich einfach den Schildinhalt in Lagen oder Ebenen aufgebaut vor, erst die Schildfläche und ihre Einteilung, dann Balken, Pfähle etc., dann gemeine Figuren, dann darübergelegte Elemente. Man arbeite beim Blasonieren die Lagen einfach von unten nach oben ab. Wenn Elemente neben einem Hauptelement auf der gleichen Ebene liegen, heißt es "begleitet von", wenn Elemente in der nächsten Ebene auf einem Hauptelement liegen, ist dieses "belegt mit".

Im Beispiel: "In Rot (1. Ebene) ein goldener Schrägrechtsbalken (2. Ebene) belegt mit drei blauen Kugeln/Scheiben (3. Ebene), darüber ein silberner Turnierkragen (4. Ebene)".

Die Reihenfolge der Ansprache insgesamt illustriert folgende Abbildung: (1) Schild - (2) Heroldsbild - (3) gemeine Figuren - (4) Helm - (5) Helmzier - (6) und (7) Nebenteile der Helmzier - (8) Helmdecken.

"In Gold ein blauer Pfahl, belegt mit drei silbernen liegenden Monden. Auf dem Stechhelm ein schwarzer Turnierhut mit goldenem Stulp, in dem zwei blau-golden geteilte Fähnchen mit goldenem Schaft stecken. Helmdecken blau-golden."

Alternativ, ebenso korrekt:

"In Gold ein blauer Pfahl, belegt mit drei silbernen Mondsicheln, die Spitzen aufwärts gerichtet. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein schwarzer, goldengestulpter Turnierhut, in dem zwei blau-golden geteilte Fähnchen mit goldenem Schaft stecken."

Regeln für den Helm:

Regeln für Helmzier:

Regeln für Helmdecken:

Bei Nebenteilen wird angegeben:

  1. Rang- und Würdezeichen, Orden, Prachtstücke: Art und Anordnung
  2. Schildhalter: Art, Haltung, Stellung, getragene Waffen und Beizeichen
  3. Wappenmäntel und Wappenzelte: Farbe, Pelzwerk, Rangkrone oder Fürstenhut
  4. Bilddevisen: genaue Bezeichnung
  5. Wortdevisen: Angabe der Worte

Reale Blasonierungen
Da reale Blasonierungen immer noch das Ziel der sprachlichen Kürze und Prägnanz haben, kann es zu Umstellungen innerhalb einer Kategorie kommen, wenn dadurch andere Anforderungen an eine gute Blasonierung besser erfüllt werden. Es handelt sich um Richtlinien, denen aus guten Gründen durchaus auch alternative Formulierungen entgegengesetzt werden können. Z. B. bevorzugt die DWR beim Oberwappen die Reihenfolge "auf dem x-y bewulsteten Helm mit x-y Decken ein......", andere hingegen schreiben "Helmzier ein XYZ, Decken XY." Beides ist im Deutschen korrekt. Wie im allerersten Beispiel gezeigt, führen viele Wege nach Rom, solange die Anforderungen an eine gute Blasonierung erfüllt werden.

Vokabular: Beziehung von Objekten zueinander
Die heraldische Sprache ist eine Fachsprache, der sprachliche Eigentümlichkeiten eigen sind. Typisch für Blasonierungen sind z. B. bestimmte Worte, um Beziehungen verschiedener Objekte zueinander zu beschreiben, z. B.:

Die oben erwähnte lagenweise Betrachtung hilft die Begriffe zu unterscheiden: Befindet sich ein Objekt A eine Ebene höher als ein Objekt B, ist B belegt mit A. Auch mehrere Ebenen übereinander sind so korrekt zu blasonieren, z. B. "A belegt mit B, dieses belegt mit C", oder "A belegt mit einem mit C belegten B". Im Beispiel: "In Rot ein goldener Balken, belegt mit drei blauen Scheiben".

Befinden sich Objekte auf der gleichen Ebene, begleiten sich sich gegenseitig. Wer wird nun von wem begleitet? Eine Struktur, die sich aus einem Heroldsbild ableitet, ist höherrangig und wird zuerst genannt und von den anderen Objekten begleitet. Ober je nach Fall wird die größte, mittig stehende, wichtigste gemeine Figur von den anderen gemeinen Figuren begleitet. Im Beispiel ist der Balken ein Heroldsbild, folglich: "In Rot ein goldener Balken, begleitet von zwei silbernen Scheiben".

An diesen Beispielen wird auch deutlich, daß bei Objekten, die sich belegen, ein Wechsel zwischen Farbe und Metall stattfindet, bei Objekten, die sich begleiten, aber beide Objekte einer Klasse, Metall oder Farbe, angehören.

Logik von Blasonierungen: Relevanz trennender Linien
Oft begegnen einem in graphischen Konzepten für das Schildbild trennende Linien zwischen Flächen gleicher Farbe. Manch einer mag sich dadurch verleitet fühlen, diese Trennlinien als irrelevant zu betrachten, insbesondere weil diese Trennlinien optisch untergehen bei benachbarten Flächen gleicher Farbe. Doch wie im folgenden dargelegt werden soll, sind diese Linien wichtig, so wichtig, daß an ihrer Existenz oder Nichtexistenz eine grundsätzlich andere Blasonierung hängt. Drei Beispiele sollen das verdeutlichen, wobei der Grenzfall immer die Nr. 2 in der Mitte ist, während die Nr. 1 links eine eindeutige Blasonierung hat, und die Nr. 2 rechts ebenfalls, aber eine erheblich abweichende. Es soll verständlich gemacht werden, warum die Nr. 2 zwar vom Anblick her der Nr. 3 mehr ähnelt, blasonierungstechnisch aber der Nr. 1 folgt.

1. Beispiel: Der Fall ganz links, Nr. 1, ist eindeutig: Das Feld wird modifiziert durch das abgetrennte Schildhaupt, und das Schildhaupt wiederum wird modifiziert durch den Pfahl. Bei der Formulierung der Blasonierung geht man vom Einfachen zum Komplexen, gelangt man von der Formulierung "rot" über "rot mit goldenem Schildhaupt" zu "rot mit goldenem Schildhaupt, dieses belegt mit einem blauen Pfahl." Dieser Ansatz entspricht dem Lagendenken, wie es untendrunter illustriert wird: Auf den Schild wird erst ein Schildhaupt gelegt, auf das Schildhaupt dann der Pfahl. So ist es auch hinsichtlich der Farbregel korrekt gedacht, auf der Farbe liegt Metall, und auf dem Metall liegt wieder Farbe.

Kommen wir zum mittleren Beispiel: Es ist genauso aufgebaut, aus drei Lagen übereinander, lediglich die Farbe der obersten Ebene ist ausgetauscht und zufälligerweise die gleiche wie die der ersten Ebene. Wäre es eine Scheibe mit Abstand zum Rand, käme auch niemand auf die Idee, diese Fläche als identisch mit der grundlegenden Schildfläche anzusehen, und in der Lagenzeichnung sieht man sehr deutlich, daß es sich zwar um die gleiche Farbe, aber um verschiedene Ebenen handelt. Deshalb ist Nr. 2. analog zu Nr. 1 zu blasonieren: "rot mit goldenem Schildhaupt, dieses belegt mit einem roten Pfahl." Oberflächlich fast gleich, sieht man bei der Lagenzeichnung des dritten Beispiels erst richtig deutlich, was der eigentliche Unterschied zu den beiden anderen Abb. ist - der Balken fehlt, und wir haben nur zwei Lagen statt drei. Ein gemeinsamer Ozean aus roter Farbe umspült die beiden voneinander unabhängigen Objekte, die jetzt korrekt als rechtes und linkes Obereck angesprochen werden. Von oben gesehen ist der Unterschied, Linie oder nicht, zwischen Nr. 2 und Nr. 3 marginal, doch konzeptionell ist es ein ganz anderer Ansatz. Das lagenweise Betrachten hilft die richtige Reihenfolge in der Blasonierung zu finden: Bei Nr. 2 befinden sich beide Rots auf unterschiedlichen Ebenen, bei Nr. 3 in der selben - und deshalb ist die Trennlinie wichtig.

2. Beispiel: Der Fall ganz links, Nr. 1, ist wiederum unzweifelhaft: Das Feld wird modifiziert durch den Balken, und der Balken wiederum wird modifiziert durch die drei blauen Streifen = Pfähle. Bei der Blasonierung beginnt man wieder mit dem Einfachen und geht stückweise zum Komplexen, so gelangt man von der Formulierung "rot" über "rot mit goldenem Balken" zu "rot mit goldenem Balken, dieser belegt mit drei blauen Pfählen." Unter der Zeichnung ist wieder der Lagenansatz zu sehen: In der Reihenfolge des Aufeinandertürmens von Elementen wird bei der Formulierung einer Blasonierung gedacht: Auf den Schild wird erst ein Balken gelegt, auf den Balken dann die Pfähle. Auch hier haben wir wieder ein Beispiel gewählt, wo gemäß Farbregel hübsch nie Metall auf Metall und nie Farbe auf Farbe liegt, sondern immer abwechselnd.

Das mittlere Beispiel ist wieder der Grenzfall: Es ist genauso aufgebaut wie die Konstruktion links daneben, aus drei Lagen übereinander, lediglich die Farbe der obersten Ebene ist ausgetauscht und die gleiche wie die der ersten Ebene. Wären es drei rote Lilien mit Abstand zum Rand, käme auch niemand auf die Idee, diese Fläche als identisch mit der grundlegenden Schildfläche anzusehen, und in der Lagenzeichnung sieht man sehr deutlich, daß es sich zwar um die gleiche Farbe, aber um verschiedene Ebenen handelt. Deshalb lautet der Blason für Nr. 2. vollkommen analog zu dem von Nr. 1: "rot mit goldenem Balken, dieser belegt mit drei roten Pfählen." Oberflächlich ist die Nr. 3 betrachtet fast gleich, aber erst in der Lagenzeichnung sieht man die drastischen Unterschiede zu den beiden anderen Abb. ist - der beiderseits anstoßende und von Rand zu Rand spannende Balken ist nicht mehr vorhanden, dafür haben wir lose Einheiten, Schindeln genannt, und wir haben nur zwei Lagen statt drei. Ein gemeinsamer Ozean aus roter Farbe umspült die vier voneinander unabhängigen Objekte, die jetzt korrekt als balkenweise gelegte Schindeln angesprochen werden, unter Präzisierung der Tatsache, daß die äußeren anstoßen. Von oben gesehen ist der Unterschied zwischen Nr. 2 und Nr. 3 marginal, doch konzeptionell ist es ein ganz anderer Ansatz, wie man erst beim lagenweisen Betrachten erkennt: Bei Nr. 2 befinden sich beide Rots auf unterschiedlichen Ebenen, bei Nr. 3 in der selben - und deshalb ist die Trennlinie bei Nr. 2 wichtig.

3. Beispiel: Hier wird statt des Balkens ein Schildhaupt mit Pfählen belegt, und diese sind so schmal, daß es Stäbe sind. Analog zu üblichen und oben erläuterten Überlegungen blasoniert man Nr. 1 entsprechend der Schichtung Schild-Schildhaupt-Stäbe "rot mit goldenem Schildhaupt, dieses belegt mit zwei blauen Stäben". Nr. 2 ist das selbe in Rot, und in der Lagenzeichnung erkennt man, das beide Rots auf ganz verschiedenen Denk-Ebenen liegen und auch deshalb getrennt im Blason angesprochen werden müssen: "rot mit goldenem Schildhaupt, dieses belegt mit zwei roten Stäben". Sicherlich ein Extremfall, aber Nr. 3 zeigt, welche Auswirkungen der Wegfall der beiden winzigen Stückchen trennender Linie hat: Auf einmal fällt eine ganze Lage weg, gibt es nur noch eine Ebene Rot, und wie Inseln im Meer dieser einzigen Farbfläche ragen die drei einzelnen, nun nicht mehr zusammenhängenden Öbjekte heraus. Und weil sie nicht mehr zu einem gemeinsamen Körper gehören, werden sie auch getrennt angesprochen: Ort, rechtes Obereck, linkes Obereck.

Im Zweifelsfall ist es daher immer sinnvoll, sich bei einer Blasonierung das Ganze in Ebenen aufgebaut vorzustellen: Das größte Objekt zuunterst, die kleiner werdenden Zutaten obendrauf, und das hilft das Konzept und die Logik der Ansprache zu erkennen.

Logik von Blasonierungen: Nennung der Feldfarben bei der Aufteilung oder bei der Feldbeschreibung?
Die Regel bei Blasonierungen besagt, daß man die Aufteilung einer Fläche vor den darin enthaltenen Objekten beschreibt. Ob das immer so möglich oder angemessen ist, sei an folgenden Beispielen erläutert. In allen drei Fällen handelt es sich um einen gevierten Schild. Unstrittig ist, daß immer am Anfang jeder Blasonierung steht, daß der Schild geviert ist. Doch wann beschreibt man die Feldfarben? Beschreibt man sie am Anfang, oder in Zusammenhang mit der Belegung jedes einzelnen Feldes? Betrachten wir die drei Fälle im Detail:

Fall 1, Abb. unten links: Wir haben mehrere Heroldsbilder im Schild, nämlich die übergeordnete Quadrierung mit zwei von Schildrand zu Schildrand durchgehenden Linien, und dazu in jedem Feld ein eigenes Heroldsbild. Es gibt nur eine mögliche Blasonierung, nämlich:

Weil die Felder 2 und 3 keine eindeutig bestimmbare Grundfarbe haben, sondern zwei gleichberechtigte Farben B und C, kann man nicht konstruieren: "Von A und B geviert, ....". Es muß also zwingend der Weg gewählt werden, bei dem die Feldfarben nicht am Anfang stehen.

Fall 2, Abb. oben Mitte: Wir haben genau ein Heroldsbild im Schild, nämlich die Quadrierung mit zwei von Schildrand zu Schildrand durchgehenden Linien, und nur in zwei Feldern sind Figuren ohne Kontakt zu den Begrenzungslinien. Jetzt sind folgende Ansätze für eine Blasonierung denkbar:

Beide Formulierungen sind richtig, präzise und eindeutig. Die erste Formulierung ist kürzer, und es will nicht so recht einleuchten, warum einem leeren Feld ein eigener Nebensatz gewidmet werden soll. Und da Kürze stets ein erstrebenswertes Ziel guter Blasonierung ist, würde man dazu tendieren. Es erscheint also im Gegensatz zum ersten Beispiel attraktiv, den Weg zu wählen, bei dem die Feldfarben am Anfang stehen. Also je nach Fall zwei Systeme?

Fall 3, Abb. rechts: Wir haben genau ein Heroldsbild im Schild, nämlich die Quadrierung mit zwei von Schildrand zu Schildrand durchgehenden Linien, und in jedem Feld sind Figuren ohne Kontakt zu den Begrenzungslinien. Jetzt sind zwei Ansätze für eine Blasonierung denkbar:

Beide Formulierungen sind richtig, präzise und eindeutig. Keine Formulierung fällt durch besonderen Gewinn an Kürze auf. Welche ist besser? Schön an der ersten Formulierung ist, daß gleich am Anfang ein Überblick über die wichtigen Feldaufteilungen und die Grundfarben getroffen wird, so daß nach wenigen Worten das Grundgerüst steht, und aus diesem Grund bevorzugen manche Heraldiker diesen Weg. Aber, und das ist ein schwerwiegender Nachteil, das Feld an sich bildet im Text keine geschlossene Einheit mehr. Textliche Reihung und optische Wahrnehmung fallen auseinander. Der Wiedererkennungswert innerhalb der Untereinheiten geht verloren, um so mehr, je mehr Felder existieren. In vielen Fällen wird deutlich, daß dieser Weg nicht richtungsweisend sein kann:

Amtswappen, z. B. von Fürstbischöfen: Das Amtsfeld bildet eine selbständige Einheit, und das Familienwappen ebenso. Beide Elemente finden nur "zufällig" in dieser Person des Amtsinhabers zusammen. Es kann nicht zielführend sein, die Elemente verbal zu verschmelzen. Die getrennte Beschreibung im Stile von "geviert, 1 und 4: Amtswappen, 2 und 3 Familienwappen" entspricht den Tatsachen. Eine überspitzte Formulierung der alternativen Blasonierung im Stile von "geviert aus Amtsfarbe und Familienfarbe, 1 und 4: Amtsfigur, 2 und 3: Familienfigur" macht deutlich, daß das kein befürwortenswerter Weg ist, weil auseinandergerissen wird, was zusammengehört, und vereinigt wird, was nicht zusammengehört.

Im gevierten Schild zusammengeschobenes Allianzwappen: Das Feld des Ehemannes bildet eine selbständige Einheit, und das Feld der Ehefrau ebenso. Beide Elemente finden nur "zufällig" in diesem Ehepaar zusammen und werden durchaus von den Trägern auch differenziert wahrgenommen. Die getrennte Beschreibung im Stile von "geviert, 1 und 4: Ehemann, 2 und 3: Ehefrau" entspricht den Tatsachen und trägt dem Zustandekommen der individuellen Kombination aus zwei gänzlich unterschiedlichen Komponenten mit eigener Geschichte und auch eigenständiger Zukunft Rechnung. Eine überspitzte Formulierung der alternativen Blasonierung im Stile von "geviert aus Mannesfarbe und Frauenfarbe, 1 und 4: Mannesfigur, 2 und 3: Frauenfigur" macht deutlich, daß das kein befürwortenswerter Weg ist. Es kann nicht sinnvoll sein, die Elemente zu einem "Blasonierungs-Eintopf" zusammenzurühren, zumal die Kinder der beiden nur das väterliche Wappen weiterführen.

Besonders kritisch wird das bei vielfeldrigen Wappen des höheren Adels mit vielen Territorialherrschaften. Bei acht Feldern oder mehr kann man unmöglich alle Feldfarben vorher aufzählen und dann zu den Figuren kommen, der Blason würde erheblich länger, und der Leser würde komplett die Übersicht verlieren, was nun wo ist. Zumal gerade beim höheren Adel jedes Feld als individuelle Einheit einen hohen Wiedererkennungswert hat, den man nicht zerstören sollte. Bei acht oder 16 Feldern ist es vollkommen einsichtig, daß man nicht alle Farben vorneweg nennen kann, auch ist bestimmt ein Feld wie im oben diskutierten Fall 1 darunter, wo es einfach nicht geht. Doch wo ist die Grenze? 8 Felder? 6 Felder? Eine Grenze zu postulieren, wäre Willkür. Logisch korekt wäre, als allgemeinen Standard jedes Feld für sich zu beschreiben, egal, ob es 16, 8, 4 oder nur zwei Felder sind.

Man stelle sich vor, es finden aus historischen Gründen Felder zusammen, die man nie ab initio bei einer Neuschöpfung so kombinieren würde. Der Lauf der Geschichte, Erbschaften, Ämter etc. führen aber zu tatsächlichen Kombinationen wie z. B. dem Wappen der Schenk von Castell. Korrekt und der historischen Entstehung Rechnung tragend wäre: "Geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein rotes Hirschgeweih (Stammwappen Schenk von Castell), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote, einwärtsschreitende Löwen übereinander (Schenk von Landeck)". Wie sähe das in der anderen Methode aus: "Geviert von Silber und Silber, Feld 1 und 4: ein rotes Hirschgeweih, Feld 2 und 3: zwei rote, einwärtsschreitende Löwen übereinander". Allein die Formulierung "Geviert von Silber und Silber" läßt den Leser aufschreien: "Unsinn, gleiche Farbe!", weil eben nicht mehr deutlich wird, daß es sich um historisch bedingt kombinierte, selbständige Einheiten handelt, für die der Begünstigte nichts kann.

Ebenso bei Amtswappen: Lambert von Brunn war Bischof von Bamberg 1374-1398, sein Wappen ist in logischer Blasonierung: "Geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste (Hochstift Bamberg), Feld 2 und 3: in Silber eine mit der Biegung nach oben gestellte, rote Fischangel (Stammwappen v. Brunn)". Umgekehrt würde man im anderen System formulieren: "Geviert von Gold und Silber..." - und schon wieder hätte man diesen Farbregel-Stolperer drin, der Leser würde aufschreien "Unsinn, Metall an Metall!", man hätte wieder einen Blason, der nicht den historischen Tatsachen Rechnung trägt, daß hier zum Zwecke der Amtsführung selbständige Einheiten kombiniert werden.

Deshalb plädiere ich dafür, daß in einem Blason grundsätzlich gemäß der Logik der Entstehung der vorliegenden Kombination auch textlich zusammengehört, was 1.) historisch, 2.) inhaltlich und 3.) visuell zusammengehört. Eine Ausnahme, die man wirklich nur wohldosiert wahrnehmen sollte, wäre der oben diskutierte Fall 2, zumal ein leeres Feld nicht als selbständige Komponente Eingang findet (außer ein Regalienfeld), sondern meistens in gevierten Wappen vorkommt, deren Felder nie separat existierten (z. B. Wappen v. Erthal, ober bestimmte Wappenneuschöpfungen, die von Anfang an geviert sind). Da die Anzahl jedoch überschaubar ist, dürfte das eine Randerscheinung sein. Generell ist daher zu fordern, daß eine gute Blasonierung der einem Wappen innewohnenden Logik folgt. Wie oben gezeigt, ist das durchaus mit der gebotenen Kürze einer Blasonierung vereinbar, und es ergibt sich zudem von selbst, daß man wegen bestimmter Heroldsbilder wie im oben diskutierten Fall 1 keinen Systemwechsel vornehmen muß.

Wappenneuschöpfungen aus heutiger Zeit haben diese inhärente historische Logik meistens nicht, es bliebe als Argument lediglich die visuelle Kohärenz, von daher wäre das Blasonierungssystem frei wählbar, im Sinne einer einheitlichen Heransgehensweise sollte man sich aber den genannten Überlegungen anschließen. In der DWR finden sich beide Systeme gleichberechtigt nebeneinander.

Ein anderer Fall sind gevierte Schilde mit flächenübergreifenden Figuren, z. B. in verwechselten Farben, oder analoge Konstruktionen, hier muß natürlich zuerst Aufteilung und Farbe angegeben werden, dann die Figur.

Vokabular: Abweichende Farbflächen
Weiterhin typisch sind bestimmte Worte, um abweichende Farbflächen zu benennen:

An einem fiktiven Beispiel erläutert: Gegeben sei ein roter Schild (Basisebene), der mit einer allseits anstoßenden goldenen Raute (zweite Ebene) belegt ist.

Besteht nun die Raute nur aus einem Rand und ist innendrin rot, so nennt man sie "gefenstert". Die Form des Loches (Fensters) folgt damit automatisch (sofern nichts Abweichendes blasoniert wird) dem Umriß der Figur (Raute). Wie durch ein Fenster sieht man, was dahinter ist, nämlich die Farbe der eins tiefer liegenden Ebene. Das ist automatisch so, bei Verwendung des Wortes "gefenstert" braucht man die im Fenster sichtbare Farbe also nicht anzugeben. Deswegen ist der Wortlaut der Blasonierung damit auch kürzer, als wenn man schriebe: "In Rot eine allseits anstoßende goldene Raute, diese belegt mit einer kleineren roten Raute". Also kurz und knapp: "In Rot eine allseits anstoßende goldene Fensterraute."

Anders ist das, wenn man durch das "Fenster" nicht die Grundfarbe dahinter sieht. Nach dem Lagenprinzip blickt man also nicht auf die Ebene darunter, sondern ein das Loch (Fenster) ausfüllendes Objekt, das sich in der selben Ebene befindet wie die gefensterte Raute, so als ob jemand in das Loch einen Eimer Farbe gegossen hätte. Man spricht von einer "gefüllten" Fensterraute und gibt die farbliche Abweichung an: "In Rot eine allseits anstoßende, blau gefüllte goldene Fensterraute." Mit dem vielseitigen Begriff "gefüllt" kann man übrigens jede beliebige Fläche einzeln farblich abweichend ansprechen.

Wer eine solche Blasonierung liest, weiß automatisch, daß der Umriß der inneren Figur dem Umriß der äußeren Figur folgt. Ist dem nicht so, arbeitet man besser mit einer dritten Ebene, Objekt A belegt von Objekt B, dieses wiederum belegt von Objekt C: "In Rot eine allseits anstoßende goldene Raute, belegt mit einem blauen Stern". Dies ist besser als eine Fortentwicklung des Fensterprinzips, was dann viel zu unübersichtlich und kompliziert wäre: "In Rot eine allseits anstoßende goldene, sternförmig ausgeschlagene und blau gefüllte Raute" - wörtlich richtig, aber viel zu weit hergeholt. Deshalb klar dem Lagen-Prinzip folgen: Schild - Raute - Stern.

Das Prinzip der verwechselten Farben ist eines der beliebtesten und typischsten Prinzipien der Heraldik. Das Verwechseln der Farben, also das Austauschen derselben, findet stets in der gleichen Ebene statt. Grundlage ist ein Heroldsbild, das mit einem anderen Heroldsbild kombiniert oder mit einem gemeinen Objekt belegt ist. Sowohl beim Heroldsbild (Spaltung) als auch bei der gemeinen Figur (Farbverwechslung) findet der Farbwechsel in der gleichen Ebene statt. Im Beispiel sehen wir die Trennungslinie und den Farbwechsel sowohl in der Schildfläche (Basisebene), als auch bei der Raute (2. Ebene), als auch im Fenster der Raute (Basisebene): "In rot-golden gespaltenem Feld eine allseits anstoßende Fensterraute in verwechselten Farben."

Vokabular: Teile von Objekten
Gewöhnungsbedürftig sind weiterhin Begriffe, die Teile eines Ganzen bezeichnen:

Vokabular: Nebensatzvermeidung
Typisch für Blasonierungen sind fachsprachliche Begriffe, die zwar so nicht im Duden stehen, die aber helfen, Sätze zu verkürzen und Nebensätze zu vermeiden und so zur Übersichtlichkeit einer Blasonierung beitragen, z. B.:

Solche Ausdrücke sollten aber nur wohldosiert und so wenig wie möglich verwendet werden. Wenn der Blason nicht wesentlich länger würde, wenn man gutes Deutsch verwendete, sollte der Verständlichkeit der Vorzug vor antiquierten Begriffen gegeben werden.

Vokabular: Der Begriff "nach der Figur gelegt":
Voraussetzung für die Anwendung des Begriffes ist
- ein großes Objekt oder Heroldsbild oder eine Schildteilung, welches/welche bestimmend ist
- dieses große Objekt gibt eindeutig eine Richtung vor, an der sich ein großes Objekt orientiert, also typischerweise ein Balken, eine Leiste und nicht ein Sechseck oder ein Kreis, oder es bildet eine Leitlinie, an der entlang sich mehrere kleine Objekte orientieren, dann kann es auch ein Kreis oder ein Schildchen sein
- ein kleines oder nachgeordnetes Objekt, welches sich daran orientiert
- dieses kleine Objekt hat selbst eine Form, daß man es verschieden legen kann, also typischerweise Speer oder Schwert und nicht Rose und Kugel
- oder es handelt sich um eine Gruppe von kleinen Objekten, die zusammen eine Richtung haben, wie z. B. drei Rosen, Kugeln, Besanten, Kleeblätter etc.

Der Begriff wird verwendet, wenn man dadurch einen kürzeren oder eindeutigeren Wortlaut bekommt als bei separater Lagebeschreibung. Zwingend ist die Verwendung nicht, genauso kann man mit "schräglinks gelegt", "pfahlweise gestellt" oder "balkenweise gelegt" arbeiten, doch einerseits sind manche Konstellationen so komplex, daß "nach der Figur gelegt" einfach verbal kürzer ist, andererseits wird dadurch eine gegebene Wortwiederholung vermieden ("ein Schräglinksbalken, begleitet von zwei schräglinks gelegten Schwertern"), und ferner wird dadurch erreicht, daß der Leser grundsätzlich von einer Parallelität der Stellungen beider Strukturen / Objekte ausgeht. "Nach der Figur gelegt" gilt eher für Balken, Leisten und andere längliche Objekte, bei Teilungen spricht man von "nach der Teilung gelegt". Größere Strukturen können entsprechend auch "nach der Figur mit etwas belegt" sein, je nach Sichtweise im Blason. Ohne einen gegebenen und im Blason angegebenen Bezugspunkt wie Teilung, gemeine Figur, Schildrand etc. mit Vorgabe einer Richtung ist die Verwendung des Begriffes jedoch sinnlos.

Schauen wir nach Beispielen in der DWR, Bezugspunkte hervorgehoben:

Beispiel aus der ADW:

Beispiel aus dem Siebmacher:

Musterblasonierung 2:

"In Rot ein goldener Sparren. Auf dem rot-golden bewulsteten Helm ein roter Flug, insgesamt belegt mit einem goldenen Sparren, Helmdecken rot-golden."

  1. Farben und Aufteilung des Heroldsbildes: In Rot ein goldener Sparren
  2. Helmart (kann, kein Muß): Stechhelm oder nur "Helm"
  3. Verbindung Helm-Helmzier (ist aufgrund der Helmzier naheliegend): rot-golden bewulstet
  4. Farbe, Form und Anordnung der Helmzier: ein roter Flug - bei Wahl der Frontalansicht offen dargestellt
  5. Details zum Hilfskleinod: belegt mit einem goldenen Sparren
  6. Farben der Helmdecken: rot-golden, die erstgenannte Farbe ist immer außen, die zweite Farbe innen

Blasonierungs-Prinzip: Rechts vor links:
Die heraldisch rechte Seite gilt als die bevorzugte, bessere, vornehmere. Im Schild finden sich hier die vorrangigen Inhalte, z. B. die höherwertige Komponente, das höherwertige Feld, das Wappen des Amtes bei Amtswappen, das Wappen des Ehemannes bei zusammengeschobenen Ehewappen etc. Diese Bevorzugung der rechten Seite ergibt sich auch aus der Tatsache, daß die heraldisch rechte Seite des Schildes die dem Feind zugewandte Außenkante war, in diese Richtung blicken die Figuren in Normalstellung, und hier zeigte man das Wichtigste. Diese Höherwertigkeit der rechten Seite hat auch Konsequenzen für die Blasonierung:

Musterblasonierung 3:

"Zum linken Obereck zu sechs Plätzen rot-golden geständert, oben belegt mit einem silbernen dreilätzigen Turnierkragen. Auf dem gekrönten Helm ein wie der Schild geständerter Brackenrumpf mit roter Zunge und silberner Bewehrung, Helmdecke rot-golden."

  1. Farben und Aufteilung des Heroldsbildes: Zum linken Obereck zu sechs Plätzen rot-golden geständert. Weil die Farbe Rot zuerst genannt wird, beginnt man mit dieser Farbe oben rechts.
  2. Zusätzliche Gemeine Figur: oben (wo im Schild?) belegt (wie? überdeckend) mit einem silbernen dreilätzigen Turnierkragen.
  3. Helmart (kann, kein Muß): "Stechhelm" oder "Helm"
  4. Verbindung Helm-Helmzier (Vorhandensein eines Übergangs ist aufgrund der Helmzier naheliegend): "Auf dem Stechhelm mit Laubkrone" oder "auf dem gekrönten Helm"
  5. Farbe, Form und Anordnung der Helmzier: ein Brackenrumpf, - d. h. Profilansicht besser!
  6. Details zum Hilfskleinod: wie der Schild geständert, mit roter Zunge und silbern bewehrt
  7. Farben der Helmdecken: rot-golden, die erstgenannte Farbe ist immer außen, die zweite Farbe innen

Musterblasonierung 4:

"In Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei roten Rosen mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern. Auf dem Helm ein roter und mit einer silbernen Rose mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern belegter Heidenhut mit Hermelinstulp und goldener Troddel, Helmdecken rot-golden."

  1. Farben und Aufteilung des Heroldsbildes: In Rot ein silberner Schrägbalken, kürzer "Schrägbalken", denn ohne weitere und abweichende Angaben gilt immer "rechts"
  2. Zusätzliche Gemeine Figuren: Der Balken ist belegt "mit drei roten Rosenblüten" oder "Rosen"
  3. Details zur Gemeinen Figur: Die Rosenblüten haben goldene Butzen und grüne Kelchblätter
  4. Helmart (kann, kein Muß): "Stechhelm" oder "Helm"
  5. Verbindung Helm-Helmzier ist aufgrund der Helmzier überflüssig
  6. Farbe, Form und Anordnung der Helmzier: ein roter Heidenhut mit Hermelinstulp
  7. Details zur Helmzier: mit einer silbernen Rose mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern belegt, mit goldener Troddel
  8. Farben der Helmdecken: rot-golden, die erstgenannte Farbe ist immer außen, die zweite Farbe innen

Musterblasonierung 5 (Wappen Peter):

"In Silber mit blauem Bord ein blaues Würfelknotenkreuz (verflochtenes Fensterrautenkreuz), Helmzier zwei sich überkreuzende silberne Schlüssel, mit den Bärten nach oben und auswärts gekehrt, Helmdecken blau-silbern."

  1. Farben und Aufteilung des Heroldsbildes: In Silber mit blauem Bord
  2. Farbe und Form der gemeinen Figur: ein blaues Würfelknotenkreuz
  3. Helmart: Stechhelm ist selbstverständlich, wenn nichts anderes erwähnt wird
  4. Farbe, Form und Anordnung der Helmzier: zwei sich überkreuzende silberne Schlüssel, mit den Bärten auswärts gekehrt - alternativ: schräggekreuzt
  5. Farben der Helmdecken: Blau und Silber, die erstgenannte Farbe ist immer außen, die zweite Farbe innen

Blasonierungsbegriffe: Vorne und hinten:
Alternativ findet man statt "rechts" und "links" auch die Deskriptoren "vorne" und "hinten". Der unkundige Laie mag sich fragen, ob mit "hinten" etwa die Rückseite des Schildes gemeint sein könnte - mitnichten! In Bezug auf den Schildinhalt ist "rechts" identisch mit "vorne", und "links" identisch mit "hinten". Denn der Schild wird normalerweise am linken Arm getragen und steht schräg zur Blickrichtung des Trägers, so daß seine vom Träger aus gesehen rechte Vorderkante zugleich die vordere, dem Gegner zugewandte Seite ist, während die dem Gegner abgewandte Seite die vom Schildträger aus gesehen linke Seite ist.

Anders verhält es sich mit der Helmzier. Denn die ist ein dreidimensionales Gebilde, das immer der Blickrichtung des Trägers folgt und in Normalstellung gerade nach vorne schaut. "Rechts" ist hier nicht gleich "vorne", und "links" ist nicht "hinten"! Sondern: "Rechts" ist über dem rechten Ohr des Trägers, "links" ist über dem linken Ohr des Trägers, "vorne" ist über seiner Stirn, und "hinten" ist über seinem Hinterkopf! In diese Falle tappen leider viele Autoren, die nicht bedenken, daß die Helmzier anders angebracht ist als der Schild und außerdem dreidimensional ist. Ein Paar Büffelhörner oder ein Hirschgeweih hat also eine rechte und eine linke Hälfte, während ein Kamm von vorne nach hinten geht. Die Verwendung von "vorne" und "hinten" kann also nicht unreflektiert auf die Helmzier übertragen werden. Da Helmdecken in natura zu gleichen Teilen rechts und links des Kopfes/Helmes herabfallen, zeugt es von völlig mangelndem räumlichem Vorstellungsvermögen, bei Helmdecken von einem "vorderen" und einem "hinteren" Teil zu sprechen, Helmdecken haben selbstverständlich immer nur einen rechten und einen linken Teil.

Musterblasonierung 6:

"Geviert, Feld 1 und 4: zum linken Obereck zu sechs Plätzen rot-golden geständert, oben belegt mit einem silbernen dreilätzigen Turnierkragen, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei roten Rosen mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern, auf dem gekrönten Helm ein silberner, mit einer roten Rose mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern belegter Brackenrumpf mit roter Zunge und silberner Bewehrung, Helmdecken rot-golden."

  1. Farben und Aufteilung des Schildes: Geviert
    1. Zuerst werden die Viertel 1 und 4 beschrieben, weil 1 gegenüber 2 übergeordnet ist: 1 und 4:
      1. Farben und Aufteilung des Heroldsbildes: Zum linken Obereck zu sechs Plätzen rot-golden geständert
      2. Zusätzliche Gemeine Figur oder Beizeichen: oben (wo im Viertel?) belegt (wie? überdeckend) mit einem silbernen dreilätzigen Turnierkragen.
    2. Dann werden die Viertel 2 und 3 beschrieben, weil 2 gegenüber 1 nachgeordnet ist: 2 und 3:
      1. Farben und Aufteilung des Heroldsbildes: In Blau ein silberner Schrägrechtsbalken = Schrägbalken
      2. Zusätzliche Gemeine Figuren: Der Balken ist belegt mit drei roten Rosenblüten = Rosen
      3. Details zur Gemeinen Figur: Die Rosenblüten haben goldene Butzen und grüne Kelchblätter
  2. Helmart: Stechhelm (kann, nicht muß)
  3. Verbindung Helm-Helmzier: Laubkrone, gekrönt
  4. Farbe, Form und Anordnung der Helmzier: ein silberner Brackenrumpf, - d. h. Profilansicht sinnvoll!
  5. Details zur Helmzier: mit einer roten Rosenblüte mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern belegt, mit roter Zunge und silberner Bewehrung
  6. Farben der Helmdecken: rot-golden, die erstgenannte Farbe ist immer außen, die zweite Farbe innen

Blasonierungsbegriffe: Verkehrte Ordnung
Verkehrt im Sinne von "falsch" ist gar nichts, sollte dem Leser dieser Begriff begegnen. Die möglichst den verfügbaren Platz am besten ausnutzende Anordnung von mehreren gleichberechtigten und gleichgestalteten Objekten ist so, daß sich oben mehr in einer Reihe befinden als unten im Schild, denn dort ist der Platz durch die Rundung beschränkt. Wenn man sich vor Augen hält, daß frühe Schildformen eher dreieckig waren, ergibt sich von selbst eine raumfüllende Anordnung mehrerer Objekte in Form einer gestürzten Pyramide, also bei 3 Objekten 2:1 (linke Abbildung), bei 6 Objekten 3:2:1 etc.

"Verkehrte Ordnung" bedeutet, daß die Anordnung genau anders herum ist, daß also entgegen dem Platzangebot der Schildfläche oben weniger Figuren und unten mehr Figuren sind, also in Form einer aufrechten Pyramide, also bei 3 Objekten 1:2 (rechte Abbildung), bei 6 Objekten 1:2:3 etc. Da es i. a. präziser ist, Lage und Anzahl pro Reihe mit Zahlen anzugeben, ist dieser Begriff selten, was vor allem auch damit zusammenhängt, daß solche Anordnungen unüblicher sind als die reguläre. Aus Platzgründen wurden solche Anordnungen sowieso erst mit der Einführung von Rundschilden sinnvoll, weil sonst die darstellbare Größe der Objekte zu stark leiden würde. In der DWR wird dieser Ausdruck bislang nicht verwendet.

Literatur, Links und Quellen:
Heinrich Hussmann: Über deutsche Wappenkunst: Aufzeichnungen aus meinen Vorlesungen, Guido Pressler Verlag, Wiesbaden 1972
Wappenfibel, Handbuch der Heraldik, hrsg. "Herold", Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften, Verlag Degener, Neustadt 1981
Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst, Bechtermünz Verlag 2000, Callwey Verlag 1978
Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München 2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4 (Deutschland)

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