Wayang Kulit Java Bali Dieter Seifert indonesisches Schattenspiel

Bernhard Peter, Dieter Seifert
Wayang-Kulit-Figuren aus Indonesien

Figuren-Datenbank: Bremana (Bambang, Prabu)

Mythologie: Familie und Abstammung
Bambang bzw. Prabu Bremana aus Gilingwesi ist der Sohn von Betara Brama und Dewi Saraswati. Er ist auch unter den Alias-Namen Bramana und Bramanaraja bekannt, wobei Raja nichts anderes bedeutet als Prabu. Seine beiden Brüder sind Prabu Bremani und Prabu Bramakanda. Bremana heiratet gemäß Moog Dewi Sri Unon, die Tochter von Betara Wisnu, und hat mit ihr die Tochter Dewi Bremaniwati. Nach Franke-Benn verzichtet er auf Dewi Sri Unon zugunsten seines Bruders Bremani. Nach indonesischen Quellen ist es noch komplizierter: Dewi Sri Unon heiratete in der Tat aufgrund des Verzichts Bremanas in erster Ehe Bambang Bremani. Aus dieser Ehe gab es einen Sohn, Bambang Parikenan, ein Vorfahr der Pandawas und Koravas. Nach der Geburt von Bambang Parikenan wurde Dewi Sri Unon zu ihrem Vater zurückgebracht und heiratete dann in zweiter Bambang Bremana. Zuerst wollte Dewi Sri Unon ihn nicht nehmen, doch ihr Ex-Mann Bremani überredete sie, schließlich doch noch Bremanas Frau zu werden. Und aus dieser Ehe stammt die Tochter Dewi Bremanawati, die später mit König Banjaranjali verheiratet wurde, dem König von Alengka.

Darstellung im Wayang
Im Gegensatz zu seinem Bruder Bremani trägt Bremana den gefalteten Schal Selendang über der Schulter und den halbmondförmigen Halsanhänger; sein Bruder hat einen nach hinten in zwei Enden abwehenden Schal V-förmig um den Hals gelegt. Bis auf dieses Detail sehen sich die Brüder zum Verwechseln ähnlich. Der Kopf ist gesenkt und von edlen Zügen. Er trägt Kain Katongan, das kurze Hüfttuch mit Schmuck und Bändern zwischen den Beinen und hinten. Das Haar fällt offen nach hinten herab und kann auch gemäß Literatur drei große Wellen bilden. Er trägt Garudaschmuck; weiterer Schmuck hinter dem Ohr ist vorhanden. Im abgebildeten Beispiel ist ein Diadem zu sehen, nach Literatur keines.

Bambang Bremana (WK 125), Photo: Bernhard Peter

Nach dem Schematismus der unterscheidungsrelevanten Merkmale können wir die Figur wie folgt beschreiben:
1.1. edles Gesicht, schmale Züge, die Stirn geht in einer Linie in die Nase über, die Augen sind schmal und mandelförmig, die bis auf 2 Stege freistehende Pupille schmal, der Gesichtsausdruck ist emotionslos, in sich versunken, ruhig und vornehm
2.3. gesenkte Blickrichtung
3.2. Kain Katongan = fürstliche Kriegerkleidung, kurzes Hüfttuch, zwischen den Beinen und hinter dem hinteren Bein hängen mehrere Bänder und Schmuck herab. Dazu werden oft lange Hosen darunter getragen zusätzlich können noch kurze Kniehosen darüber getragen werden. Zu dieser Kleidung bleibt der Oberkörper unbekleidet.
4.4. offenes Haar, den Nacken herunterhängend. Das Haar ist eine einfache Lockenmatte. Offenes einfaches Haar ist meist ein Zeichen für Jugend bei Prinzen.
4.9. Barttracht - bartlos
5.1. ohne Kopfbedeckung: Viele Figuren tragen gar keine Kopfbedeckung, das sind meistens die Krieger und Prinzen.
6.3. Diadem mit 2 Zackenreihen
6.5. Garuda mungkur als eine Art Schutz vor von hinten kommenden Gefahren
6.6. Sumping surenpati, Sumping waderan = Schmuckband hinter dem Ohr, das im Bogen geschwungen ist und vom Nacken weg nach hinten gebogen ist
7.1. edle Hand: Sie ist lang und schlank, drei Finger sind parallel leicht gebogen, die beiden äußeren berühren sich. Am oben liegenden Finger kann ein Ring mit Schmuckstein getragen werden. Das ist die typische Hand für alle Könige, Fürsten, Prinzen, Ritter.
8.1. nackter Fuß
9.1 keine sichtbaren Waffen
10.1. Schlangen-Oberarmreifen
10.4. Unterarmreifen doppelt, rund und ohne seitlichem Flügelornament
10.8. Schlangen-Fußreifen
11.2. Beinstellung eng, mit kurzem balkenförmigen Zwischenstück
12.3. Kalung bulan sapit = Halskette mit einem entweder halbmondförmigen oder öllampenförmigen Anhänger. So ein Anhänger wird von jungen Prinzen getragen. Er wird hier weitgehend vom Selendang verdeckt
12.4. Selendang = ein über die hintere Schulter gelegter Schal, der vorne einmal gefaltet ist und dessen beide freie Enden nach hinten über die hintere Schulter herabhängen, Kennzeichen für Götter, wird auch manchmal von Gottgleichen getragen.
Nach dem Schematismus von Franke-Benn entspricht das dem Typus 1-3-43.502.60.7.71. Franke-Benn gibt für Bambang Bremana die Ziffern 1-3-43.5.6.71 und 1-3-43.5.60.71 an, also ohne Diadem und ohne den Halsanhänger. Den Typus 1-3-43.502.60.7.71 gibt es nicht, reduzieren wir das beim verdeckten Halsanhänger auf Typus 1-3-43.502.60.71, dann listet sie dafür Raden Bambang Guwarsi und Raden Kusya sowie Raden Sadana, alle jedoch mit erhobenem Kopf oder geradeausschauendem Blick. Auch bei Moog wird Bambang Bremana bei ansonsten gleichen Merkmalen ohne Diadem abgebildet.

Bambang Bremana (WK 125), Photo: Dieter Seifert

Literatur, Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo: Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen, Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13: 978-3950321470, S. 79
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava, Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN 10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 71
Bremana: https://tokohpewayanganjawa.blogspot.com/2022/06/bremana-bremani.html
Bremani und Bremana: https://jhovanco.wordpress.com/wayang-kulit/214-2/
Bremana und Bremani: https://setjaboedie.wordpress.com/2012/11/18/wayang-prabu-bremani/

Übersicht über die Charaktere des Wayang Kulit

Andere Berichte über Indonesien lesen
Andere Reiseberichte lesen
Home