Bernhard Peter, Dieter Seifert
Wayang-Kulit-Figuren aus Indonesien


Figuren-Datenbank: Kencakarupa (Raden)

Mythologie:  
Raden Kencakarupa stammt aus dem Königreich Wirata. Er ist der Sohn von Prabu Dwipakeswara (ehem. Raden Palasara) und dessen Frau, Dewi Durgandini, der Tochter von König Basukesti, dem König des Wirata-Königreichs. Eine andere Version sagt, er sei der Sohn von Palasara und Dewi Kekayi. Eine wieder andere, phantasievollere Version sagt, daß er aus einem Ruder eines Bootes entstand, mit dem Prabu Dwipakeswara (Palasara) und Dewi Durgandini den Ganges überquerten, und dieses Ruder brach nach einem Aufprall auf einen großen Felsen, und das brachte Kencakarupa hervor, der nun von Palasara adoptiert wurde. Kencakarupa hat mehrere Brüder, Raden Rupakenca (auch als sein Zwillingsbruder bezeichnet), Raden Rajamala und Raden Seta (Setatama) und Raden Gandawana. Und er hat drei weitere Adoptivgeschwister, Begawan Abiyasa, Sohn von Palasara und Dewi Durgandini, Citragada und Wicitrawirya, beide Söhne von Dewi Durgandini und König Santanu, König des Königreichs Astina. Auch eine Schwester hat er, Dewi Rekatawati (Dewi Ni Yutisnawati), welche Prabu Matswapati heiratet, der in Wirata herrscht. Die drei Brüder Kencakarupa, Rupakenca und Rajamals folgen ihrer Schwester, und in Wirata zetteln sie einen Aufstand an, als Kencakarupa glaubte, als Held genügend Rückhalt dazu in der Bevölkerung zu haben. Sie verhöhnten Puntadewa in seiner Gegenwart, den sie aber als Dwijakangka nicht erkannten. Bei der Niederschlagung des Aufstands finden alle drei Brüder den Tod. Kencakarupa wurde von Bima (als Jagal Abilawa) getötet. Der Charakter von Kencakarupa wird als zwiespältig beschrieben, einerseits ist er mutig und handelt stets nach seinem Gewissen, andererseits ist er egoistisch und stur und hat ein ernstes Problem mit Loyalität, was ihn auch zum Teilnehmer an der gescheiterten Rebellion macht. Er gilt als stolz und prahlerisch, genau wie sein Zwillingsbruder Rupakenca. Deshalb war es im Grunde für das Königreich Wirata ein Segen, daß sie beide ausgeschaltet wurden, denn sie hätten dem Reich nur Schaden gebracht. Im Epos Mahabharata wird er auch Kecaka genannt. Darstellerisch ist diese Figur so gut wie identisch mit der von Rupakenca: lebhaftes edles Gesicht, Kinnbart, gezaddeltes Hüfttuch, Praba, Bogenfrisur, mittelgroßer Garuda mit dreizackiges Diadem, abstehender Schmuck hinter dem Ohr und Schlangenhalskette sind seine Merkmale.


Kencakarupa, Photo: Dieter Seifert

Kencakarupa, Photo: Dieter Seifert

Diese Figur hat nach dem Franke-Benn-Schematismus den Typus 10-3-1-40.503.60.70. Das ist exakt das, was Franke-Benn für Kencakarupa angibt.


Literatur, Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo: Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen, Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13: 978-3950321470, S. 162
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava, Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN 10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 92
Ki Demang:
https://ki-demang.com/galeria/index.php/wayang-k/821-27-kencakarupa-solo
Kencakarupa:
https://tokohpewayanganjawa.blogspot.com/2014/01/kencakarupa.html


Übersicht über die Charaktere des Wayang Kulit

Andere Berichte über Indonesien lesen
Andere Reiseberichte lesen
Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter, Koblenz, 2025, Dieter Seifert, Nienborstel, 2025, sämtliche Rechte bei den Autoren
Impressum