Dieter
Seifert
Wayang-Kulit-Figuren
aus Indonesien
Figuren-Datenbank: Puntadewa (Raden)
Mythologie:
Raden Puntadewa ist der Sohn von Prabu Pandu (Pandudewanata),
König von Amarta (Indraprasta), und Dewi Kunti. Sein
spiritueller Vater hingegen ist Sang Hyang Darma. Puntadewa ist
der älteste der fünf Pandawa-Brüder, seine beiden echten
Brüder sind Raden Arjuna und Raden Bima, währen Nakula und
Sadewa seine Halbbrüder von einer anderen Mutter
sind. Raden Puntadewa ist der Jugendname des späteren Prabu
Yudistira. Da seine jugendliche Form anders dargestellt wird, sei
der Identität als Raden Puntadewa ein eigenes Kapitel gewidmet.
Alles Weitere zu seinem Lebenslauf steht im Kapitel Yudistira.
Als Jugendlicher trägt er Schmuck und hat langes offenes Haar
unter seinem typischen, nach unten gerollten Haarknoten.

Raden Puntadewa (WK 140), Photo: Bernhard Peter

Raden Puntadewa (WK 140), Photo: Bernhard Peter

Raden Puntadewa (WK 140), Photo: Bernhard Peter

Raden Puntadewa (WK 140), Photo: Bernhard Peter

Raden Puntadewa (WK 140), Photo: Bernhard Peter
Wenn wir diese Figur nach
ihren typischen Merkmalen analysieren, können wir anhand der
Merkmalsliste feststellen:
1.1. edles Gesicht, schmale Züge, die Stirn geht in einer Linie
in die Nase über, die Augen sind schmal und mandelförmig, die
bis auf 2 Stege freistehende Pupille schmal, der Gesichtsausdruck
ist emotionslos, in sich versunken, ruhig vornehm
2.3. gesenkter Blick
3.2. Kain Katongan = fürstliche Kriegerkleidung, kurzes
Hüfttuch, zwischen den Beinen und hinter dem hinteren Bein
hängen mehrere Bänder und Schmuck herab. Zu dieser Kleidung
bleibt der Oberkörper unbekleidet, auch Hosen gibt es
nicht.
4.7. Kombinationsfrisuren: Hier wird jeweils ein nach unten
gerollter Knoten (4.3. Sanggul keling) mit einer lang Hals und
Schultern herabfallenden Lockenmatte (4.4. offenes Haar, den
Nacken herunterhängend) kombiniert. Offenes einfaches Haar
ist meist ein Zeichen für Jugend bei Prinzen.
kein Kinnbart
5.1 ohne Kopfbedeckung: Viele Figuren tragen gar keine
Kopfbedeckung, das sind meistens die Krieger und Prinzen.
6.1. ohne Diadem und kein Garuda mungkur
6.6. Sumping surenpati, Sumping waderan = Schmuckband hinter dem
Ohr, das im Bogen geschwungen ist und vom Nacken weg nach hinten
gebogen ist
7.1. edle Hand: Sie ist lang und schlank, drei Finger sind
parallel leicht gebogen, die beiden äußeren berühren sich. Am
oben liegenden Finger kann ein Ring mit Schmuckstein getragen
werden. Das ist die typische Hand für alle Könige, Fürsten,
Prinzen, Ritter.
8.1. nackter Fuß - die häufigste Variante
9.1 kein sichtbarer Kris
10.1. einfache Schlangen-Oberarmreifen
10.4. Unterarmreifen, zwei runde Ringe, die zusätzlich mit
einem flotten seitlichen Schmuck versehen sind.
10.8. einfache Schlangen-Fußreifen
11.3. Beinstellung ausschreitend, mit großem balkenförmigen
Zwischenstück
12.3. Kalung bulan sapit = Halskette mit einem entweder
halbmondförmigen oder öllampenförmigen Anhänger. So ein
Anhänger wird von jungen Prinzen getragen.
Nach dem Schematismus von Franke-Benn würde das dem Bild
1-3-42/43.60.7 entsprechen, oder in ihrer
Notation 1-3-423.60.7. Das ist Raden Puntadewa, der junge
Judistira. Es kann nicht der sehr ähnliche Abimanyu (in der Form
1-3-43.5.60.7) sein, weil dieser einen Garuda-Schmuck hat und
keinen nach unten gerollten Haarknoten.

Raden Puntadewa (WK 140), Photo: Dieter Seifert

Raden Puntadewa (WK 140), Photo: Dieter Seifert
Literatur,
Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo:
Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen,
Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13:
978-3950321470, S. 294
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava,
Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren
selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN
10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 61
Übersicht über die Charaktere des Wayang Kulit
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